Das Warten auf den Sommer
Da steht der Herr Hofgartendirektor am Fuße des Bergparks Wilhelmshöhe direkt hinter dem Schloss. Es ist Februar, der Garten muss langsam für den Frühling neugestaltet werden. Ein Lächeln wuchs auf seinen Lippen.
Der Herr Direktor wartete auf seinen Gärtner, Herr Sommer. Um die Zeit zu vertreiben, schaut er auf das Beet am Gewächshaus. Wie schön dort der Flox immer im zarten Rosa blühte. Dann sah er zu dem Gingobaum direkt vor ihm. Vögel hatten sich bereits eingenistet und zwitscherten ihr Liedchen. Den Baum hatte sein 8-facher Urgroßvater gepflanzt. Stolz nickte er bei dem Gedanken, dass er in dessen Fußstapfen getreten war. Dann blickte er zu den Blumen, die sanft nach Vanille rochen. Auch wenn er die Blumen mochte, vergaß er doch immer wieder deren Namen. Zum Glück standen dort Schilder. Dann drehet er sich um und sah zu dem Haus. Vor seinen Augen sah er Kinder spielen und Menschen Arm in Arm tanzen. Auf einen der Tische stand ein Glas, die Flüssigkeit goldgelb mit einer weißen Schaumkrone darauf. Ein Tropfen kroch am Glas hinab. Er konnte das Bier förmlich schmecken. Ach wie gern hätte er jetzt ein Glas von dem kühlen Blonden, doch war es noch zu kalt dafür.
Vor dem Haus, auf den Beeten sah er die Astern und die fette Henne. Die können sich noch Zeit lassen, läuten sie doch den Herbst ein. Jetzt wartet er erst mal auf den Frühling, der vor der Tür steht. Er sieht, wie die Blumen mit ihren samtweichen roten Blüten blühen. Auch ihren Namen hatte er ganz vergessen. Der Herr Sommer wird ihm bestimmt weiterhelfen können. Davor spielten bereits jetzt schon Kinder in dicken roten Jacken und Hosen. Auf ihren Köpfen trugen sie bunte Mützen. Sie rannten umher, sprangen in die vereisten Pfützen und lachten dabei.
Als er neben die Fuchsienstämme schaute, sah er auch die alten Geranienstämme. Er schüttelte den Kopf. So was machte er nicht mal bei Oma Hildegard aufs Grab. Doch wegmachen, das durfte er nicht und würde er nie tun. Es waren Lebewesen.
Hinter sich hörte er Schritte. Er drehte sich um und sah Herrn Sommer in seiner grünen Kleidung, an der noch braune Flecken vom letzten Jahr waren. Der Mann grinste ihn an und nickte ihm zu. »Guten Morgen, Herr Hofgartendirektor. Bald können wir die Knollenbegonien und Dahlien einpflanzen.«
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